Aus der Hundeschulpraxis

Hier gibt es den ein oder anderen Tipp, der helfen kann, das Zusammenleben im Mensch/Hund-Team zu erleichtern. Außerdem berichten wir hier immer mal wieder von kleinen und großen Erlebnissen in der Hundeschule.

Eine Ruhezone für deinen Hund ... macht das Sinn?

Sollte es für deinen Hund im Haus eigentlich eine Ruhezone geben? Oder ist es doch letzten Endes vollkommen egal … Hauptsache, er liegt, wo und wie lange er will.

Grundsätzlich brauchen Hunde mehr Schlaf als wir Menschen. Junghunde und aufgeweckte, hippelige Hunde und alte Hunde sogar noch mehr als erwachsene Hunde. Im Ruhezustand kann der Hund Eindrücke und Erlerntes im Alltag verarbeiten, sich erholen und Stress abbauen. Daher ist es wichtig, dass wir für unsere Hunde optimale Voraussetzungen schaffen, damit sie ausreichend und tiefe Entspannung und Ruhe finden.

Doch der Alltag sieht häufig so aus: der Hund legt sich irgendwo hin, z.B. in den Flur, unter den Tisch, in sein Körbchen und er sieht aus, als würde er schlafen. ABER: meistens döst er vor sich hin, die Ohren bewegen sich bei bestimmten Geräuschen, er blinzelt hin und wieder … er kriegt also alles mit, was um ihn herum passiert, damit er, wenn er es für wichtig hält, blitzschnell reagieren kann und die Lage abchecken kann. FAZIT: der Hund ruht nicht wirklich, sein Gehirn ist stets aktiv und sein Körper unter einer gewissen Anspannung, trotz der vermeintlichen Ruhephase. Das angeborene Ruhebedürfnis des Hundes kommt so abhanden und wir haben dann mit hoher Wahrscheinlichkeit einen gestressten, unausgeglichenen und „unter Strom stehenden“ Hund.

Es ist also die Aufgabe des Menschen, dafür zu sorgen, dass das Ruhebedürfnis (18 – 20 Stunden, Welpen ca. 22 Stunden) seines Hundes erfüllt bzw. wiedererlangt wird, damit er ein gesundes und ausgeglichenes Leben führen kann. Daher den Schlaf- und Ruheplatz am besten in einer reizarmen Umgebung, weit genug weg vom Alltagstrubel, aufstellen. Auch kann eine eigene, abtrennbare Ruhezone, z.B. eine Box oder ein Zimmer, sinnvoll sein, in der der Hund wirklich zur Ruhe kommt, also schlafen und entspannen kann. Wie oft und wie lange ist abhängig vom jeweiligen Hundetyp.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum eine Ruhezone sinnvoll ist!

Kann ein Hund eigenständig wählen, sich irgendwo hinzulegen, wählt er meist einen für sich strategisch günstigen Ort, von dem aus er alles im Blick hat und jederzeit agieren kann (Folge: er kommt nicht zur Ruhe s.v.).

Das bedeutet aber auch: der Hund entscheidet, nimmt Raum ein und verwaltet diesen und verfolgt schlechtesten Falls dann auch seinem Menschen auf Schritt und Tritt.

Unter Hunden ist in der Regel derjenige der Überlegene, der sich seinen Raum nehmen kann. Dann wird schnell klar, wer Regeln aufstellt beziehungsweise wer den Ton angibt. Akzeptieren andere Hunde dieses raumgreifende Verhalten, dann akzeptieren sie ebenso dessen übergeordnete Position und lassen sich entsprechend leicht lenken.

Wenn wir Menschen diese Regel (auch) im häuslichen Bereich auf unsere Hunde anwenden und bewusst Raum verwalten, dem Hund also klar machen, dass er sich für eine bestimmte Zeit auf einen bestimmten Ruheplatz begeben soll, dann wird es auch leichter sein, ihn draußen in schwierigeren Situationen zu lenken.

Überlässt der Mensch die Entscheidung dem Hund, kommuniziert er dem Hund damit, dass er sich raushält und er mit bestimmten Situationen allein klarkommen muss. Jedoch sind die meisten Hunde damit überfordert.

Es ist daher wichtig, dass der Mensch nicht nur draußen, sondern auch im häuslichen Bereich Grenzen setzt und der Hund diese lernt zu akzeptieren. Die gezielte Verwaltung von Raum durch den Menschen im Häuslichen, also z.B. dem Hund eine entsprechende Ruhezone zuzuweisen, trägt dazu bei, dem Hund auch draußen bei stärkeren Außenreizen die entsprechende Orientierung am Menschen geben zu können.